St. Michael - Holthausen
Willkommen in dieser ungewöhnlichen sauerländischen Kirche!
Die Wände sind aus grobem Naturstein, der Turm ist rund und zeigt nach Osten: An St. Michael in Holthausen ist vieles anders als bei den typischen weißverputzten Kirchen der Umgebung. Diese hier ist aus Grauwacke und erinnert an eine mittelalterliche Burg. Doch sie wurde erst 1927 gemeinsam von der Gemeinde errichtet.
Es gab in Holthausen schon vorher Kapellen und Kirchen – die letzte jedoch war inzwischen zu klein, eine Lösung musste her. Das neue Grundstück stiftete der Bischof von Kamerun, Franziscus Hennemann. Er war in Holthausen aufgewachsen und hatte das Land von seinen Eltern geerbt.
Aber die meisten Leute im Ort waren zunächst nicht begeistert von einem Kirchenneubau. Ihr Leben war ohnehin entbehrungsreich. Erst der neue Vikar Otto Möbius konnte sie Schritt für Schritt überzeugen. Er war Sohn eines Steinbruchbesitzers und hatte Praxiserfahrung.
Möbius entdeckte das Grauwacken-Vorkommen am Jüberg und half selbst beim Abbau. Sogar eine Sprengmeisterprüfung legte er ab. Er besorgte Fuhrwerk und Kutscher, als Gegner des Neubaus sich weigerten, ihre Pferde und Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen. Immer mehr Holthauser Familien schlossen sich dem Kirchenbau an. Sie spannten Kühe ein, um das Holz für die Zimmerleute aus einem gespendeten Wald zu holen.
Um den Dachschiefer kostenlos zu erhalten, schufteten die örtlichen Grubenarbeiter zusammen 107 Schichten lang jeweils 8,5 Stunden. Damit war ein weiterer Teil des Materials finanziert. Neben Holthausenern halfen Familien aus Fredeburg, Niedersorpe und Huxel. Insgesamt sollen es über 10.000 Arbeitsstunden für den Bau gewesen sein. Der Einsatz zeigt, wie gottesfürchtig und aufopferungsbereit die Menschen in dieser entlegenen Region waren. Mehr zum Bergbau und der schweren Arbeit erzählt das Museum auf der anderen Straßenseite.
Der Kirchenraum ist auf den ersten Blick schlicht. Die hohen Kirchenfenster stammen aus den 1950er Jahren. Sie zeigen bekannte Heilige und Szenen aus der Bergpredigt. Direkt am Eingang begrüßt uns ein buntes Fenster mit dem Erzengel Michael. Die Wahl des Schutzheiligen passt gut in die gläubige Gegend: Er ist in der Religionsgeschichte ein Kämpfer für Gott und gegen böse Mächte.
Sehr schön ist auch die fünfteilige hölzerne Chorwand aus den 1980er Jahren: Sie zeigt Werke der Barmherzigkeit. Dazu gehört unter anderem, Fremde aufzunehmen, Hungernde zu nähren und Kranke zu besuchen.
Nicht weit von der Kirche entfernt steht die Hagenkapelle. Zu ihr führt ein Kreuzweg, ein weiteres Werk der Gemeinde, das früher den Ohlberg hinauf leitete. Heute lassen sich die 12 Schiefertafeln von 1858 einfacher betrachten – das ist einen kleinen Umweg wert. Wer den gern macht, fährt einfach 200 m die Kirchstraße weiter.
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Texte: Britta Freith / BFreith: Bessere Inhalte