St. Gertrud - Oberkirchen
Willkommen zu einer kleinen historischen Forschungstour!
Hier in St. Gertrud Oberkirchen können wir leicht zu Architektur-Detektiven werden. Unsere Kirche wurde in ihrer Geschichte oft neu- oder umgebaut. Viele Veränderungen hinterließen Spuren – wir können sie finden!
Als vor 1000 Jahren an dieser Stelle die erste Kirche entstand, war die Christianisierung schon fortgeschritten. Die Gegend war feucht und waldig, daher nur schwer zu besiedeln. Zuerst war hier eine typisch romanische Landkirche, flachgedeckt, im Osten mit der runden Apsis für den Altar. Nach Westen stand ein gemauerter Turm. Bei Ausgrabungen fand man Brandspuren: Vielleicht ist diese erste Kirche also abgebrannt.
Die zweite Kirche wurde darüber gebaut und dabei das Langhaus um drei Meter verlängert. Wenigstens die Westwand ist bis heute erhalten. Die Fenster haben runde Bögen und sind typisch für die Zeit um 1200.
Beim Turm rätseln Fachleute über den Bauzeitpunkt. Ist er nur einmal abgebrannt oder mehrfach? Die Wände bestehen aus graurotem Bruchstein mit Schieferlagen. Der spätgotische Chor wurde Ende des 15. Jahrhunderts genauso gebaut – gleichzeitig oder lange nach dem Turm? Jedenfalls war Oberkirchen da schon lange ein regionaler Anziehungspunkt – auch als Gerichts- und Handelsort.
Später hat der 30jährige Krieg deutliche Spuren hinterlassen. In den 1660er Jahren ging es mit einem barocken Neubau weiter. Die Steine wurden wie bisher in wechselnden Lagen geschichtet. Wieder blieb die Westwand stehen, das Langhaus wurde neu errichtet. Verschiedene Inschriften und Jahreszahlen markieren die Fortschritte.
In dieser Zeit wechselten auch die Schutzheiligen der Kirche, von St. Michael zu St. Gertrud. Beide sind mit der Stadt Nivelles verbunden, ob es da einen Zusammenhang gibt? Vielleicht war nur die Mode schuld – selbst Heilige sind nicht vor Trends gefeit.
Im 18. Jahrhundert wurde der Kirchenbau im Wesentlichen abgeschlossen. Alles über die vielfältigen Änderungen und die reiche Ausstattung steht ausführlich in einer Kirchenbroschüre – und sogar bei Wikipedia. Heute ist St. Gertrud Oberkirchen ein gutes Beispiel für alle Phasen des Barock. Altäre, Kanzel, Gestühl: Fast die gesamte Holzausstattung stammt aus dieser Zeit.
Zum Abschluss ein gruseliger Ausflug in die Geschichte: Von der Kirche weg führt die Galgenstraße hinunter zum Kerker an der Lenne. In ihn wurden früher vermeintliche Hexen geworfen. Ein Galgenbaum und die historische Gerichtstätte stehen noch als Denkmal am Berg.
Innegehalten
- Ein Gedanke für dich -
Diese Kirche wurde oft modernisiert und erweitert. Die Ursachen waren unterschiedlich.
Was regt uns zu Änderungen an –
und braucht es dazu immer äußere Anregungen oder Umbrüche?