Knochenmühle
Knochenmehl als natürlicher Dünger
In Isingheim, nahe Eslohe, steht eine der letzten drei Knochenmühlen in Westfalen, deren Geschichte bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Ursprünglich als Sägemühle erbaut, wurde sie Mitte des 19. Jahrhunderts zunächst zur Rapsmühle und später zur Knochenmühle umgebaut. Schon früh erkannte man die Düngewirkung von Knochenmehl, das als wertvoller Dünger und Futterzusatz in der Landwirtschaft eingesetzt wurde. So konnte dem kargen Sauerländer Boden mehr Ertrag abgerungen und eine Verbesserung der Lebensbedingungen für die stetig wachsende Bevölkerung erreicht werden. Heute ist die Mühle voll funktionsfähig und steht unter Denkmalschutz. Von den ehemals vielen Knochenmühlen in Westfalen sind nur noch drei erhalten: in Isingheim, Fretter und Valbert.
Die Knochenmühle in Isingheim wurde im 18. Jahrhundert zunächst als Sägemühle erbaut. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts diente sie als Ölmühle für Raps, bevor man einige Jahre später begann, Knochen zu mahlen. Ihr Standort am Esselbach, ehemals Cobbenroder Bach, war ideal für den Betrieb einer Wassermühle. Das Wasser wurde über einen 350 Meter langen verrohrten Kanal auf das oberschlächtige Mühlrad geleitet, das eine Kreuzschlagmühle antrieb. Knochenmehl wurde bald ein begehrter Dünger, lange bevor man den hohen Calcium- und Phosphorgehalt verstand. Die Knochen mussten ein bis zwei Jahre getrocknet werden, bevor sie in der Mühle zerstampft wurden. 1945 wurde das hölzerne Mühlrad durch eine Granate zerstört und 1952 durch ein eisernes Rad ersetzt, das bis heute erhalten ist. Bis zum 2. Weltkrieg verarbeitete die Mühle jährlich rund 1000 Zentner Knochen. Während des Krieges wurde das Knochenstampfen untersagt, da die Knochen für die Produktion von Ölen und Fetten in der Rüstungsindustrie benötigt wurden. Nach dem Krieg wurde die Produktion nur noch für benachbarte Bauern und den Eigenbedarf fortgeführt, bis 1985 der Denkmalschutz den Erhalt sicherte.
Die Knochenmühle ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Bauweise des 19. Jahrhunderts. Sie wurde als zweigeschossiger Bau mit einem Bruchsteinerdgeschoss und einem Fachwerkobergeschoss errichtet. Auffällig ist das Deelentor an der Traufenseite, sowie das eiserne Mühlrad an der rechten Giebelseite, das aus Herhagen stammt. Das alte Laufwerk mit Stampfeinrichtung ist noch vollständig erhalten. Der rückwärtige Gebäudeteil und das Schleppdach wurden erst später angebaut. Das Satteldach ist mit Pfannen gedeckt und das Giebeldreieck ist verbrettert. Die Mühle steht unter Denkmalschutz und ist von historischer Bedeutung.
Über die Jahrhunderte hinweg war die Mühle eng mit der örtlichen Landwirtschaft verbunden. Bis zum 2. Weltkrieg wurde das Knochenmehl direkt an Bauern in der Umgebung verkauft. Nach dem Krieg diente die Mühle vorwiegend dem Eigenbedarf und versorgte benachbarte Bauern. Der letzte Besitzer, Franz Stratmann, erklärte Besuchern bis zu seinem Tod, wie die Mühle funktionierte. Heute finden keine Führungen mehr statt, doch die Mühle bleibt ein beliebter Rastplatz für Wanderer.
Am Deelentor der Mühle findet sich eine Inschrift mit der Jahreszahl 1900 und dem Namen „F. Bruder“, der auf einen ehemaligen Besitzer oder Nutzer hinweist.
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Aus dem Nähkästchen geplaudert...
Die Knochenmühle in Isingheim war nicht nur ein technisches Wunderwerk, sondern auch Schauplatz harter Arbeit. Mehrmals in der Woche fuhren nachts Pferdefuhrwerke zum Freienohler Bahnhof, um Waggons mit Knochen aus Schlachthäusern der Region zu entladen. Die Knochen mussten bis zum frühen Morgen in mühevoller Handarbeit entladen werden, sonst drohten Strafgebühren. Diese „Knochenarbeit“ begann oft um 2 Uhr nachts und endete erst am Morgen – ein anstrengender Job, der den Arbeitern alles abverlangte.