Zum Hauptinhalt springen

Alte Wassermühle

Wo einst Ritter ihr Korn mahlten

Am rechten Ufer des Esselbachs liegt ein eindrucksvolles Zeugnis jahrhundertealter Technik und Geschichte: die alte Wassermühle in Cobbenrode. Heute dient sie als Außenstelle des Maschinen- und Heimatmuseums Eslohe und steht unter Denkmalschutz. Das vollständig restaurierte Bauwerk beeindruckt nicht nur durch seine erhaltene Mühlentechnik des 19. Jahrhunderts, sondern auch durch seine historische Bedeutung für die Region.

Über Jahrhunderte hinweg war die Mühle Teil des Ritterguts Cobbenrode und unterlag damit dem mittelalterlichen Lehnssystem. Weit bis ins 19. Jahrhundert war sie rechtlich durch den Mühlenbann und den Mahlzwang geschützt: Bauern der umliegenden Dörfer waren verpflichtet, ihr Getreide ausschließlich in dieser Mühle mahlen zu lassen, was die Wirtschaftlichkeit der Anlage sicherte und Konkurrenz verhinderte. Erst 1810 wurde der Mahlzwang durch ein preußisches Edikt gelockert. Mit der „Allgemeinen Gewerbeordnung“ von 1845 stand der Bau und Betrieb von Mühlen schließlich jedem offen, der Steuern zahlte und die rechtlichen Auflagen erfüllte.
Seit 1991 haben Besucher die Möglichkeit, an einer spannenden Zeitreise teilzunehmen und die historische Mühlentechnik hautnah zu erleben. An zwei Tagen pro Woche können die Mühle und das benachbarte Backhaus „Backes“ besichtigt werden. Hierzu ist eine Anmeldung nötig. Ein besonderes Highlight ist der erste Samstag im Monat. Nach alter Handwerkskunst wird mit Unterstützung von Teigmaschine, Brötchenpresse sowie einem Steinofen aus dem Jahr 1903 traditionelles Sauerländer Brot gebacken, das mit seinem unverwechselbaren Geschmack und besonderen Nährwerten überzeugt. 

Die Mühle zeigt eindrucksvoll die Entwicklung der Mühlentechnik bis ins 19. Jahrhundert. Angetrieben wird sie durch ein oberschlächtiges Wasserrad mit einem Durchmesser von 3,40 Metern und einer Leistung von 7 Kilowatt. Die Kraft des Rads wird über eine 5,6 Meter lange Welle aus 400-jährigem Eichenholz ins Erdgeschoss geleitet, wo ein großes Kammrad die Rotation auf die Mahltechnik überträgt.
Im ersten Stock befinden sich zwei traditionelle Mahlsteine. Ergänzt wird die Technik durch ein Mahlwerk sowie einen im 19. Jahrhundert eingebauten Walzenstuhl, der die Mahlleistung deutlich verbesserte. Hinter diesen Anlagen sind gelegentlich Trichter und Rückelwerk sichtbar, die für die Steuerung und Zufuhr des Mahlguts sorgen.  Im Dachgeschoss sorgt ein Plansichter mit zwanzig Sieben für die Sortierung des Mehls. Dieses fällt anschließend in einen Schneckenkasten und wird von dort in ein Mehlsilo mit einem Fassungsvermögen von einer Tonne transportiert.
Das Holzständerwerk aus dem Jahr 1766 sorgt für die Stabilität der Mühle. Bei der Restaurierung wurden zudem ein historisches Wasserrad aus dem Jahr 1675 und ein Mahlstein von 1677 entdeckt. Die gesamte Mühleneinrichtung mit Elevatoren, Übertragungsmechanismus, gußeisernem Kegelrad und hölzernen Zahnrädern wurde fachgerecht instandgesetzt.
Ein neu angelegter Mühlenteich speist Wasser aus einem Nebenlauf des Esselbachs und erlaubt es der Mühle, heute eine Stunde lang betrieben zu werden. Man kann für den Betrieb aber auch einen Elektroantrieb nutzen.

Ursprünglich gehörten Mühle und Land zum Rittergut der Familie von Cobbenrode, die 1543 ausstarb. Über verschiedene Erbfolgen und Ehen kam es zu langwierigen Streitigkeiten zwischen den Familien von Esleben, Schade und Kleinsorge. Die Besitzverhältnisse blieben über Jahrzehnte unklar, da parallel Verkäufe, Ansprüche und Verpachtungen bestanden. Erst Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Gut offiziell anderen Adelsfamilien zugesprochen, darunter den von Bischopincks, die Spuren in der Mühle hinterließen – etwa Balken mit der Jahreszahl 1766.
1832 wird mit Johannes Teipel erstmals ein bürgerlicher Mühlenbesitzer genannt. 1882 übernimmt die Familie Willmes die Anlage und betreibt sie fast 100 Jahre, bis der Mühlenteich 1972 im Zuge des Straßenbaus verschwindet. Ab 1988 erfolgte eine umfassende Restaurierung mit teilweiser Wiederherstellung des Teichs. Heute dienen Mühle und Backhaus als Außenstelle des Maschinen- und Heimatmuseums Eslohe.

Vertelleken

Aus dem Nähkästchen geplaudert...

Im 17. Jahrhundert beanspruchte ein einflussreicher Graf das Gut, auf dem die Mühle steht, für sich. Nicht unbedingt, weil er der rechtmäßige Eigentümer war, sondern weil er die Macht und den politischen Einfluss hatte, seinen Willen durchzusetzen. Selbst das Gericht wollte sich nicht gegen ihn stellen. Unter anderem ist es diese Auseinandersetzung, in der alte Urkunden und Erbschaftsstreitigkeiten eine Rolle spielten, welche die Mühle zu einem Symbol für die rauen Machtverhältnisse vergangener Zeiten macht.

Ihr Standort:

1
Liebe Gäste!
Gern beantworten wir während unserer Öffnungszeiten auch per Whatsapp Ihre Fragen rund um das Schmallenberger Sauerland und die Ferienregion Eslohe. Mit einem Klick auf das Symbol unten rechts sind Sie Ihrem erholsamen Urlaub schon einen Schritt näher.