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Die Wegbereiter

Begegnung mit Meinolf und Andre Mergenheim

Wir stehen an der „Schütten-Brücke“ mitten in Oberkirchen. Hier starten und enden alle markierten Wanderpfade rund um den Ort. Ein zentraler Treffpunkt. Viele der Wege gäbe es gar nicht, wäre da nicht Meinolf Mergheim. Der 83-jährige Oberkirchener ist ein Wegbereiter - im wahrsten Sinne des Wortes, denn er legt Naturpfade an, die abseits von Forststraßen traumhaft durch Wald und Wiesen führen. Auch sein Sohn Andre hat sich den Wegen im Schmallenberger Sauerland und der Ferienregion Eslohe verschrieben: Als sogenannter Wanderwegenetzkoordinator kümmert er sich beruflich um die Beschilderung der Wege.

„Man muss sich viele Wege im Leben offenlassen und nicht nur einspurig fahren“


Wege anlegen und pflegen

Mit den beiden wandern Klaus-Peter und ich heute auf den Hausberg, den Hardtkopf. Fünfzig Jahre gab es gar keinen Weg mehr hinauf, alles war zugewachsen. Heute ist der Steig mit der Kennung „03“ ein beliebtes Wanderziel, dank Meinolf Mergheim. Bald nimmt uns der Wald in seine Arme. Es knackt und raschelt, ein Eichelhäher warnt mit seinem Schrei andere Tiere, ein Eichhörnchen klettert flink einen Stamm hinauf. Immer wieder bleiben wir stehen und genießen die tollen Ausblicke auf die Wiesenlandschaft der Almert, das Sorpetal und das Rothaargebirge. Wir sind mittendrin und es macht Spaß, auf dem weichen Naturpfad nach oben zu gehen. Wir kreuzen einen Forstweg und Andre Mergheim beibt stehen, um ein Schild am Wegweiser auszutauschen.

Normalerweise ist er für seine Arbeit aber mit dem Geländewagen unterwegs. Seit 2000 hat er 1800 Schilder mit 36.000 Zielangaben allein im Schmallenberger Sauerland und der Ferienregion Eslohe umgesetzt. Eine komplexe Arbeit: bei den örtlichen Wegemarkierern und in alten Wanderkarten recherchieren, das Gelände abgehen, die Wegeverläufe im digitalen Kartenprogramm erheben, die grafische Umsetzung der Schilder gestalten, diese aufstellen und pflegen - alles macht er selbst. „Ich finde, es ist eine ehrenvolle Aufgabe, anderen den Weg weisen zu dürfen. Mit jedem Schild hinterlasse ich eine kleine Landmarke“, erzählt Andre Mergheim.

Sein Vater rückt den Filzhut zurecht und läuft wieder strack bergan. „Die Wegearbeit hält ihn fit“, meint sein Sohn und lacht, als er in unsere geröteten Gesichter blickt. „Der Hardtkopfsteig ist ja ein Steig, das heißt, es geht steil hinauf“, lächelt Meinolf verschmitzt und verrät uns einen Trick: Drei bis vier Schritte hörbar einatmen, drei aus. „Mit der Atemtechnik kommt man besser hoch.“Mit der Wegearbeit hat er in der Rente angefangen - ehrenamtlich. Seine Projekte beginnen schon weit bevor er überhaupt mit Axt, Säge und einer großen Portion Ausdauer losziehen kann. „Wenn ich eine Idee habe, wo der Pfad lang gehen soll, muss ich erst einmal die Waldbesitzer fragen. Als Einheimischer habe ich meist gute Chancen, ganz anders, als wenn eine offizielle Stelle anfragen würde.“ So ein Pfad ist immer ein Jahres- oder sogar Mehrjahresprojekt. Meinolf macht ein Wegestück nach dem anderen, bis er irgendwann alle Teile miteinander verbinden kann.

Während wir den letzten Anstieg zum Gipfel nehmen, hebt Meinolf Mergheim einen großen Stein aus dem Weg und fällt eine junge Birke, um Platz für die Mähkolonne zu machen. Ziel ist aber immer, dass der Pfad so natürlich wie möglich bleibt. Hier, an der höchsten Stelle des Hardtkopfs, steht ein Gipfelkreuz. „Mein Vater hat es nicht nur selbst geschreinert, sondern die Balken auch noch selbst hoch geschleppt, aufgebaut und mit den Steinen befestigt“, erzählt Andre. Auch wenn heute die Aussicht um das Kreuz zugewachsen ist, es ist ein Höhepunkt auf dem Steig, der heute den Namen des Wegebereiters trägt. Der ortsansässige Gastronom Karl Anton Schütte benannte ihn kurzerhand nach ihm und ließ als Überraschung Schilder mit der Inschrift „Meinolf-Mergheim-Hardtkopfsteig“ aufstellen.

Die Aussicht gibt es knapp drei Kilometer weiter: von der Sonnenterrasse der Knollenhütte blicken wir auf das Schmallenberger Umland. Solche Höhepunkte wie eine Einkehr sind dem Oberkirchener bei seiner Wegeplanung wichtig - und für ein Stück leckere Torte macht er auch gerne einen Umweg. Zufrieden betrachtet er die Wanderer, die über seinen Steig auf die Terrasse kommen. Die Pfade - sie sind sein Lebenswerk. Die Abendsonne scheint dem freundlichen Mann ins Gesicht und wir genießen den stillen Moment gemeinsam. „Man muss sich viele Wege im Leben offenlassen und nicht nur einspurig fahren“, resümiert Meinolf, dessen Name Programm ist: Er steht für Kraft und den weisen Waldgänger, den Wolf.

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